Herzinsuffizienz mit Depression: Antidepressiva oder Psychotherapie?

Die Prävalenz für eine Depression ist bei Herzinsuffizienz-Patienten mit 50% besonders hoch. In einer amerikanischen Wirksamkeitsstudie wurde untersucht, ob eine Psychotherapie mit Verhaltensaktivierung oder eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva bei dieser Patientengruppe effektiver ist.

Depression als häufige Begleiterkrankung

Laut Daten aus dem Jahr 2020 sind mehr als 64 Millionen Erwachsene weltweit von einer Herzinsuffizienz betroffen. Aufgrund der damit einhergehenden körperlichen Einschränkungen sowie biologischer Faktoren ist die Depression eine häufige Begleiterkrankung der Herzinsuffizienz und verschlechtert die Lebensqualität der Patienten zusätzlich. Weiterhin kommt es bei Herzinsuffizienz-Patienten mit Depressionen im Schnitt zu einer geringeren Herzfunktion, mehr Hospitalisierungen und einer höheren Belastung der pflegenden Angehörigen. Eine Diagnose und Therapie der Depression bei Herzinsuffizienz sollte daher im Fokus stehen. In der referierten Studie wurde untersucht, ob eine Pharmakotherapie oder eine Psychotherapie bessere Ergebnisse zur Therapie der Herzinsuffizienz erzielt.

Beide Therapieformen schneiden gleich gut ab

Für die Studie wurden 416 Patienten mit einem medianen Alter von 62 Jahren eingeschlossen. Die Patienten litten unter Herzinsuffizienz der Stadien II bis IV der NYHA(New York heart association)-Klassifikation und unter depressiven Symptomen. Letztere wurden anhand des Gesundheitsfragebogens PHQ-9 gemessen. Dabei schließen Werte von 10 bis 27 leicht- bis schwergradige Depressionen ein, wobei höhere Werte für stärkere Depressionen stehen. Für die Studie wurden Patienten mit ≥10 Punkten eingeschlossen und folgenden Behandlungsgruppen 1:1 zugeordnet: Psychotherapie mit Verhaltensaktivierung oder medikamentöse Therapie mit Antidepressiva.

Primärer Endpunkt der Studie war die Schwere der Depression nach sechs Monaten anhand des PHQ-9. Der primäre Endpunkt erreichte folgende Verbesserungen im Vergleich zum Ausgangswert:

  • Psychotherapie: Verbesserung des PHQ-9-Werts von 14,54 auf 7,53
  • Medikamentöse Therapie: Verbesserung des PHQ-9-Werts von 14,31 auf 8,09
  • Differenz zwischen den beiden Gruppen: –0,10 (95%-Konfidenzintervall –0,33 bis 1,13; p=0,88)

Damit konnte die Schwere der Depression in beiden Interventionsgruppen nach sechs Monaten um fast 50% reduziert werden. Eine statistisch signifikante Differenz zwischen den beiden Gruppen lag nicht vor.

Fazit

Für die erfolgreiche Behandlung einer Depression bei Herzinsuffizienz spielt es wohl zunächst keine Rolle, ob eine medikamentöse Therapie oder die verhaltensaktivierende Psychotherapie in Anspruch genommen wird. Das geht aus den Ergebnissen der vorliegenden Studie hervor.

Quelle

IsHak WW, et al. Comparative effectiveness of psychotherapy vs antidepressants for depression in heart failure: a randomized clinical trial. JAMA Netw Open 2024:e2352094.