Sturzrisiko unter Opioiden

Opioide erhöhen das Sturzrisiko – das ergab eine groß angelegte Kohortenstudie. Insgesamt sind insbesondere ältere Menschen betroffen, die eingenommene Dosis spielt wiederum nicht in allen Altersklassen eine Rolle.

Spielen Alter, Dosierung und Therapiedauer eine Rolle?

Besonders bei älteren Menschen sind Stürze ein häufiger Grund für Verletzungen und eine Krankenhauseinweisung. Sie gehen oft einher mit einer reduzierten Funktionalität und erhöhen sogar die Sterblichkeit in dieser Altersgruppe. Auch sind diese Menschen nach einem Sturz häufig auf Hilfe angewiesen und verlieren dauerhaft einen Teil ihrer Unabhängigkeit.

Eine Arzneimittelgruppe, die im Verdacht steht, das Sturzrisiko zu erhöhen, sind Opioide. Diese werden bei älteren Patienten besonders häufig eingesetzt, obwohl diese Gruppe per se ein höheres Sturzrisiko hat. Dass insbesondere direkt nach Beginn der Therapie das Risiko erhöht ist, ist belegt. Was jedoch weitgehend fehlt, sind Daten, die Zusammenhänge zum Alter, zur Opioid-Dosis, zur Dauer der Behandlung und zur Anzahl der Stürze zeigen. In vielen Studien wird das erhöhte Risiko hinsichtlich eines ersten Sturzes unter Therapie untersucht, aber nicht, ob weitere folgen. Zu diesen Fragen sollte nun eine große australische Kohortenstudie Antworten liefern.

Ältere besonders betroffen

Die Kohorte umfasste über 3 Millionen Patienten unterschiedlichen Alters mit einer Opioid-Ersttherapie. Die Patienten wurden in vier Altersgruppen zusammengefasst:

  • 18–44: Jahre 1.307.130 (40,7%)
  • 45–64 Jahre: 968.403 (30,1%)
  • 65–84 Jahre: 799.551 (24,9%)
  • ≥85 Jahre: 137.285 (4,3%)

Insgesamt kam es bei 315.054 Teilnehmern zu 506.573 schweren, inklusive 5210 tödlichen Stürzen. Unter Opioidexposition war die Sturzgefahr generell erhöht, besonders ausgeprägt war dieser Effekt ab einem Alter von 85 Jahren. Diese hatten ein sechsfach höheres Risiko für schwere Stürze als die 18- bis 44-Jährigen.

Besonders riskant waren für alle Altersgruppen die ersten 28 Tage nach Therapiebeginn, doch auch hier waren die über 84-Jährigen am stärksten betroffen. Für alle Altersgruppen bis 84 galt überdies, dass mit höherer Opioid-Dosis auch das Risiko für schwere Stürze weiter stieg. Bei den über 84-Jährigen war dies nicht der Fall – sie stürzten zwar insgesamt öfter, aber bei höheren Dosen nicht häufiger als bei niedrigen.

Die Autoren resümieren, dass bei der Neuverordnung von Opioiden an das erhöhte Sturzrisiko gedacht werden müsse und insbesondere in den ersten 28 Tagen Präventionsmaßnahmen sinnvoll sein könnten.

Quelle

Hopkins RE, et al. Age-Related Risk of Serious Fall Events and Opioid Analgesic Use. JAMA Intern Med, Published online February 19, 2024. doi:10.1001/jamainternmed.2023.8154