Viele COPD-Patienten trotz Exazerbationen ohne Behandlung

Exazerbationen bei COPD-Patienten schmälern die Überlebenschancen deutlich. Dennoch erhält etwa jeder zweite von ihnen keine adäquate Pharmakotherapie, wie eine deutsche Analyse zeigt.

Exazerbationen sind ein Lebensrisiko

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist ein bedeutender Faktor für Morbidität und die dritthäufigste Todesursache weltweit. Exazerbationen treten in Form von Verschlechterung der typischen Symptome auf: Kurzatmigkeit, Husten, vermehrter Auswurf.

Eine akute Exazerbation kann eine erhebliche Reduzierung der Lungenfunktion und der Lebensqualität nach sich ziehen. Häufige Folgen sind weitere Exazerbationen und eine erhöhte Mortalität. Vorrangiges Ziel einer COPD-Therapie ist deshalb die Senkung des Exazerbationsrisikos. In der Realität scheint das jedoch nicht umgesetzt zu werden.

Mortalität immens beeinflusst

In einer deutschen retrospektiven Kohortenstudie auf der Basis von anonymen Krankenversicherungsdaten zu mehr als 250.700 COPD-Betroffenen wurde die Häufigkeit von Exazerbationen und deren Behandlung ein Jahr vor dem Tod der Patienten untersucht.

Die Analyse ergab, dass die COPD-Erkrankung die Gesamtmortalität um 57 % im Vergleich zu einer Kontrollgruppe erhöhte. 28 % der Patienten starben innerhalb des Untersuchungszeitraums von acht Jahren. In den letzten zwölf Lebensmonaten war bei ihnen eine zunehmende Häufigkeit von akuten Exazerbationen verschiedener Schweregrade zu beobachten.

Allein in den letzten drei Monaten vor dem Tod erlitten mehr als 50 % der COPD-Patienten eine Exazerbation, mehr als 17 % eine schwere und nahezu 35 % eine mittelschwere. Die höchste Sterblichkeit bestand bei Patienten mit mehreren Exazerbationen oder mindestens einer schweren Exazerbation zu Studienbeginn.

Therapie: Fehlanzeige

Zum Lebensende hin wurden den Patienten zwar häufiger COPD-Arzneimittel verordnet, aber zu wenig. Trotz steigender Exazerbationsraten erhielt mehr als die Hälfte im letzten Lebensjahr keine adäquate COPD-Therapie. Sogar ein Drittel derjenigen, die eine mittelschwere oder eine schwere Exazerbation erlitten, blieb ohne entsprechende Behandlung.

Die Studienautoren sehen die deutliche Notwendigkeit eines konsequenten COPD-Managements bestätigt. Die Beurteilung und Behandlung von Exazerbationen seien dabei essenziell. Es sei wichtig, den Wert einer zielgerichteten COPD-Behandlung zu etablieren, um das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten und die Überlebenschancen der Patienten zu verbessern.

Quelle

Vogelmeier CF, Friedrich FW, Timpel P, Kossack N, et al. Impact of COPD on mortality: An 8-year observational retrospective healthcare claims database cohort study. Resp Med 2024, Feb. https://doi.org/10.1016/j.rmed.2023.107506.